Fritz Gerlich

Er arbeitete von 1920 bis 1928 als Chefredakteur bei der Vorgänger-Zeitung der heutigen „Süddeutschen Zeitung“ in München und wird zu einem engagierten Kritiker und Gegner Adolf Hitlers. Das geschieht nach einer inneren Wandlung, die durch eine Begegnung mit einer katholischen Mystikerin ausgelöst wird.

Als Journalist reiste Gerlich ins oberpfälzische Konnersreuth in der Absicht, die Berichte über die Stigmatisierungen der Therese Neumann als Schwindel zu entlarven. Stattdessen aber wurde Gerlich ein überzeugter Anhänger Neumanns. 1929 veröffentlichte er ein zweibändiges Werk über Neumann, in dem er mit wissenschaftlicher Akribie deren Glaubwürdigkeit zu belegen suchte.

Nach den Begegnungen mit Therese Neumann von Konnersreuth seit 1927 konvertierte er 1931 zum katholischen Glauben.

Im Kreis der Freunde der Therese Neumann entstand die Idee, eine politische Wochenzeitung zur Auseinandersetzung mit dem linken und dem rechten politischen Extremismus zu gründen. Mit finanzieller Unterstützung konnte die Zeitung „Der Illustrierte Sonntag“ angekauft werden, die 1932 in „Der Gerade Weg“ umbenannt wurde.

In seiner Zeitung kämpfte Fritz Gerlich entschieden gegen die politischen Irrlehren der Zeit an: Nationalsozialismus, Kommunismus, Antisemitismus. Zunehmend trat dabei die Auseinandersetzung mit dem aufsteigenden Nationalsozialismus in den Vordergrund.   

„Der Gerade Weg“ wurde nicht nur von den Gegnern des Nationalsozialismus gelesen – auch Adolf Hitler beobachtete sorgfältig das Wirken seines journalistischen Widerparts: Ein Photo zeigt ihn an seinem Schreibtisch bei der Lektüre der Ausgabe vom 17. Januar 1932.

Nach einer Schlagzeile, in der Fritz Gerlich die Nationalsozialisten als Hetzer, Verbrecher und Geistesverwirrte bezeichnete, bekam Hitler einen Wutanfall und verlangte vom Drucker, Gerlichs Zeitung zu kündigen.

Bis zum Schluss warnte Gerlich vor der Gefahr und den Folgen einer „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Trotz Warnungen (ein PKW stand bereit, ihn in die Schweiz zu retten) blieb er in der Redaktion, die er nicht im Stich lassen wollte. Fritz Gerlich wurde am 9. März 1933 in den Redaktionsräumen des Geraden Wegs von einem SA-Trupp misshandelt und gefoltert (ein SA-Mann sprang im Münchner Polizeipräsidium mit voller Wucht auf seine Hände, damit er nie wieder schreiben konnte).

In der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1934 wurde er während der so genannten „Röhm-Affäre“ von der Münchner Polizeidirektion ins KZ Dachau gebracht und dort erschossen.

Die katholische Kirche hat Fritz Michael Gerlich als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Zum 75. Jahrestag der Ermordung im Jahre 2009 feierte der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, einen Gedenkgottesdienst. Das zuständige Erzbistum hat das Verfahren zur Seligsprechung von Fritz Gerlich eingeleitet. Es wurde am 16. Dezember 2017 offiziell eröffnet.

Der Lebenslauf von Fritz Gerlich

15. Februar 1883 in Stettin;
† 30. Juni 1934 im KZ Dachau

Fritz war der älteste von vier Söhnen des Kaufmanns und Fischgroßhändlers Paul Gerlich und dessen Ehefrau Therese, geb. Scholwin. Der Junge wuchs in einem streng calvinistisch geprägten Elternhaus auf. Die Familie lebte anfänglich in guten wirtschaftlichen Verhältnissen, geriet jedoch durch Fehlspekulationen des Vaters und dessen frühen Tod in schwere Bedrängnis.

Die energische Mutter setzte ihre Ehre darein, ihren Söhnen eine gute Schulbildung zuteil werden zu lassen. Nach dem Abitur am traditionsreichen humanistischen Gymnasium Marienstift in Stettin studierte Gerlich in München zunächst Naturwissenschaften. Für das dritte Semester immatrikulierte er sich auf den Wunsch seiner Mutter hin in Leipzig, kehrte aber nach nur einem Monat nach München zurück. Er studierte fortan Geschichte (als Hauptfach, und Historische Hilfswissenschaften und Anthropologie als Nebenfächer).

Um sein Studium zu finanzieren, entwarf der Student Prospekte und Werbematerial für die Firma „Kathreiners Malzkaffee-Fabriken“. Nach dem Abschluss des Studiums mit der Promotion zum Dr. phil. (1907) trat Gerlich in den bayerischen Archivdienst.

1914 brauchte Gerlich aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Krieg zu ziehen. Die Kriegsereignisse verstärkten sein ohnehin schon stark ausgeprägtes nationales Empfinden. Bald wandte sich Gerlich, der zunächst Friedrich Naumann und dessen „Nationalsozialer Partei“ nahe gestanden hatte und als Sekretär des „Liberalen Arbeitervereins“ in München tätig gewesen war, den „Alldeutschen“ zu, deren annexionistische Politik er tatkräftig unterstützte.

Im Frühjahr 1917 gründete er u. a. mit Karl Graf Bothmer „Die Wirklichkeit. Deutsche Zeitschrift für Ordnung und Recht“. Noch im Spätherbst des Jahres ihrer Gründung wurde die radikal national geprägte Wochenschrift verboten.

1920 erreichte Gerlich mit 37 Jahren das Angebot, die Stelle des Chefredakteurs der „Münchner Neuesten Nachrichten“ (MNN) zu übernehmen. Seine Aufgabe war es, „die Zeitung so zu führen, dass sie zum „Bollwerk für nationale Erneuerung gegen Sozialismus und republikanische Politik‘ wurde“. Die MNN waren die bedeutendste Tageszeitung Bayerns. In enger Zusammenarbeit mit Paul Nikolaus Cossmann, dem Vertreter der großindustriellen Eigentümer der Zeitung, verfasste Gerlich, als überzeugter Kommunisten- und Sozialistenhasser, deutschnational gestimmte Aufsätze.

Mit Adolf Hitler traf er 1923 dreimal privat zusammen. Nach dem missglückten Hitlerputsch (1923) distanzierte sich der Journalist von Hitler und seiner Gefolgschaft. Er wurde zu einem der profiliertesten Gegner der nationalsozialistischen Bewegung. Die Münchner Neuesten Nachrichten schlugen in den Folgejahren einen politisch gemäßigten Kurs ein und unterstützten zum Beispiel die auf Ausgleich ausgerichtete Politik Stresemanns.

1928 verließ Gerlich die Zeitung und kehrte Ende 1929 in den Staatsdienst zurück. Nach Begegnungen mit Therese Neumann von Konnersreuth seit 1927 konvertierte er im September 1931 zum Katholizismus. Im Kreis der Freunde der Therese Neumann entstand die Idee, eine politische Wochenzeitung zur Auseinandersetzung mit dem linken und dem rechten politischen Extremismus zu gründen. Mit der Unterstützung von Erich Fürst von Waldburg-Zeil konnte die Zeitung „Der Illustrierte Sonntag“ angekauft werden, der 1932 in „Der Gerade Weg“ umbenannt wurde.

In seiner Zeitung kämpfte Gerlich entschieden gegen die politischen Irrlehren der Zeit an. In zunehmendem Maße trat dabei die Auseinandersetzung mit dem aufsteigenden Nationalsozialismus in den Vordergrund. Der im Tonfall immer heftiger geführte Kampf brachte der Zeitung eine wachsende Leserzahl ein, aber keine Deckung der Verlagskosten.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war Gerlichs Schicksal besiegelt. Am 9. März wurde die Redaktion des „Geraden Wegs“ von der SA gestürmt und Gerlich nach schweren Misshandlungen in „Schutzhaft“ genommen. Anläßlich des sog. „Röhmputsches“ wurde er am 30. Juni 1934 ins KZ Dachau verschleppt und dort erschossen.

Quelle: https://www.gerlich.com


Kurzer Film über Fritz Gerlich bei Youtube.

Das Erzbistum München und Freising über Fritz Gerlich auf seiner Homepage.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer würdigt Fritz Gerlich:
„Ein katholischer Märtyrer im Kampf gegen Hitler“

„Dr. Gerlich vollzog einen sagenhaften Aufstieg und wurde bereits 1920 Hauptschriftleiter der Münchner Neuesten Nachrichten. „Dies war die größte Schlüsselstellung, die die deutsche Presse im Süden des Reiches kannte“, sagte der Bischof. Zwei weitere Ereignisse prägten Gerlichs weiteres Leben. Die Begegnung mit Adolf Hitler und dessen Putschversuch am 9. November 1923, sowie die Begegnung mit Therese Neumann.

Am 2. Mai 1926 erschien in den MNN der Artikel „Das Mirakel von Konnersreuth“, worüber erstmals überregional über die Resl von Konnersreuth berichtet wurde. Ein weiterer Artikel erschien am 3. August 1927 in einer Beilage der MNN. Die Nachfrage nach dem Artikel über Therese Neumann war so groß, dass sie innerhalb von zehn Tagen viermal nachgedruckt und in 32 Sprachen übersetzt wurde.

Gerlich war vom Erfolg  dieser Beilage so überrascht, dass er beschloss nach Konnersreuth zu reisen, wo er dem Schwindel auf die Spur kommen wollte. Begleitet von Professor Franz-Xaver Wutz fuhren beide nach Konnersreuth, um an Ort und Stelle zu forschen. Sie konnten nichts entdecken, was auf einen Schwindel hindeutete, so fanden weitere Besuche statt.

Die Erlebnisse in Konnersreuth, so der Bischof, ließen Dr. Gerlich keine Ruhe mehr und wurde durch die Begegnung mit der Resl zum überzeugten Christen. Gerlich schrieb damals, „eine vollkommenere Erfüllung der christlichen Forderungen habe ich bisher noch nicht erlebt“.

Die Stellung Gerlichs bei den MNN war mittlerweile zunehmend angefochten. An seinem 45. Geburtstag 1928 kam es in der Redaktion zum handfesten Krach, der die Entlassung Gerlichs zur Folge hatte.

Die jetzt freie Zeit nützte Dr. Gerlich zu einem zweibändigen Werk „Die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth“. Auf über 700 Seiten schilderte er bis ins Detail die Lebensgeschichte der Resl. Über Freunde der Resl stieß Dr. Gerlich zu einem Kreis in Eichstätte, die etwa ab 1930 als Gruppe der entschiedenste Gegner Hitlers waren. Diesem Kreis gehörte auch Kapuzinerpater Ingbert Naab an, vorbereitet durch den Pater trat Gerlich am 29. September 1931 in die katholische Kirche über.

Am 9. November 1931 empfing Gerlich von Kardinal Michael von Faulhaber persönlich die Firmung. Seit dieser Zeit wich Therese Neumann nicht mehr aus seinem Weg des Glaubens. Fortan, so Bischof Dr. Voderholzer, traf Gerlich keine wichtigen Entscheidungen mehr, ohne vorher bei der Resl sich Rat zu holen. Therese Neumann war es auch, die im Bewusstsein der heraufziehenden Gefahr durch den Nationalsozialismus Naab und Gerlich ermunterte, wieder auf dem Gebiet des Journalismus tätig zu werden.

Überliefert ist der Satz der Resl, so der Bischof, „ihr zwei müsst kämpfen. Helfen wird’s ja nichts, aber ihr müsst es tun“. Durch Unterstützung von Erich Graf von Waldburg-Zeil wurde die Wochenzeitung „Illustrierte Sonntag“ gekauft und die Zeitung „Der gerade Weg“ gegründet. Im Juli 1931 hielt Gerlich die Zeit reif, mit dem journalistischen Kampf gegen Hitler zu beginnen. Mit Leitartikeln, die an Deutlichkeit und Gedankenschärfe nichts zu wünschen übrig ließen, warnte Gerlich auf das Eindringliste vor den Konsequenzen der Nazi-Ideologie.

Schon damals sagte Dr. Gerlich dem deutschen Volk bitteres Leid voraus, wenn sie sich der Führung Hitlers anvertrauen. Am 14. Februar 1932 erschien der Artikel „Hetzer, Verbrecher, Geisterverwirrte“, worin Dr. Gerlich die nationalsozialistische Zeitung „Völkischer Beobachter“ massiv angreift.

In der Folge forderte Dr. Gerlich die Absetzung von Reichspräsident von Hindenburgs, sowie weiterer Reichsminister. Daraufhin wurde „Der gerade Weg“ für vier Wochen verboten. Am Abend des 9. März 1933 stürmte die SA die Redaktion des „Geraden Weg“ und nahm Fritz Gerlich, nach einer brutalen Misshandlung, in „Schutzhaft“. Doch dieser ließ nicht einschüchtern und blieb seiner standhaft.


Quelle: https://konnersreutherring.de/archiv/59-80-todestag-fritz-michael-gerlich.html