André Frossard

Ein französischer Journalist schildert: In fünf Minuten vom überzeugten Atheisten zum gläubigen Katholiken.
Sein Buch wird ein Bestseller.

André Frossard: Gott existiert. Ich bin ihm begegnet

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schilderte am 23. März 1969 das Erlebnis von Andre Frossard: Die Konversion eines Journalisten. 40 Jahre nach dem Ereignis beschrieb er das Erlebte in einem Buch, das zum internationalen Bestseller wurde. Dem Verlag gefiel die SPIEGEL-Story so gut, dass er den Text auf der Rückseite des Buches veröffentlichte. Er ist bis heute auch im Internet öffentlich.

André Frossard war eben 20 Jahre alt, als ihm in einer Kapelle in der rue d’Ulm zu Paris „Gott begegnete“. Heute ist er 54 und einer der bekanntesten Journalisten Frankreichs, Kolumnist des konservativen „Figaro“.
In einem 176 Seiten umfassenden Bändchen beschrieb er jetzt zum erstenmal, was ihm vor bald 40 Jahren in der rue d’Ulm zustieß unter dem „Gott existiert, ich bin ihm begegnet.“ Es wurde ein Bestseller*.

Geboren in einem Dorf nahe Belfort „dem einzigen Dorf Frankreichs, wo es keine katholische Kirche, wohl aber eine Synagoge gab“ -, wuchs Frossard laut eigenem Bericht in einer Familie auf, in der die Existenz Gottes nicht einmal eine Frage wert war“. Zwar war eine der Großmütter Jüdin und die andere eine Protestantin, doch bekannte sich Vater Ludovic-Oscar zum Atheismus. Von Jugend an Sozialist, war Vater Frossard unter dem Eindruck der Leninschen Revolution der Kommunistischen Partei Frankreichs beigetreten. Er wurde deren erster Generalsekretär. Später kehrte er zum Sozialismus zurück und wurde Minister.
Auf jeden Fall war, wie Sohn André berichtet, die Religion der Familie Frossard in jener Zeit der Marxismus. Als Katechismus diente dem Jungen ein rotes Jugendbuch », Klein-Peter wird Sozialist.

Frossards Kindheitserinnerungen – in »Le Monde« als »feinfühlig«, »zart« und »humorvoll« gelobt
– nehmen den größten Teil des Buches ein. Sie sollen offenkundig den Verdacht ausräumen, der
Autor könnte, infolge irgendwelcher seelischer Verletzungen in der Jugend, eine krankhafte
Veranlagung für mystische Erlebnisse erworben haben. Auch soll wohl deutlich gemacht werden,
daß Frossard nicht im geringsten christlich präformiert war.

Die Gottes-Begegnung ereignete sich an einem Sommerabend. André war mit einem Freund in
der rue d’Ulm und anschließend mit einer jungen Deutschen verabredet, die ihm Hoffnungen »auf
eine mäßige Verteidigung ihrer Grenzen« gemacht hatte. Der Freund verspätete sich, und Andre
betrat eine an der Straße gelegene Kapelle.

Was sich in dem kleinen Gotteshaus ereignete, schildert Frossard heute so: Zunächst habe er die Worte »spirituelles Leben« vernommen — etwas, was ihn wie »eine Lawine von hinten« getroffen habe. »Ich sage nicht«, schreibt Frossard, »daß der Himmel sich öffnet, er öffnet sich nicht; er schwingt sich empor, er erhebt sich plötzlich, ein schweigendes Wetterleuchten …« Der Himmel ist laut Frossard ein Kristall von »unendlicher Durchsichtigkeit« und »einer fast unerträglichen Leuchtkraft«. Eine Steigerung hätte ihn, Frossard, vernichtet.
Zusammen mit dieser Himmelsvision wurde dem Sohn des kommunistischen Generalsekretärs auch die Einsicht zuteil: »Es gibt eine Ordnung im Universum, und an ihrer Spitze durch den Schleier eines strahlenden Nebels hindurch die Offenbarkeit Gottes, eine Offenbarkeit, die gegenwärtig ist.«

Die erste Gottes-Begegnung dauerte etwa fünf Minuten. Als Frossard danach auf die Straße trat, teilte er seinem dort wartenden Freund mit, daß er von nun an Katholik sei.
Einen Monat lang hatte André jeden Tag das gleiche Erlebnis; dreißigmal erlebte er »dieses Licht, das den Tag erblassen ließ« diese Milde, die ich nie vergessen werde und die mein ganzes theologisches Wissen ist«. An der Aufrichtigkeit der Aussagen Frossards sei nicht zu zweifeln, schrieb »Le Monde«. Frossard selber bekennt in seinem Buch: »Ich habe mich niemals an die Existenz Gottes gewöhnt.«

Bereits im Jahr 1975 wurde das Buch (Abb.) weltweit mehr als 350.000 Mal verkauft.

Um 17 Uhr 10 Minuten war ich auf der Suche nach einem Freund in eine kleine Kirche des Quartier Latin eingetreten und verließ sie um 17 Uhr 15 Minuten im Besitz einer Freundschaft, die nicht von dieser Erde war.

André Frossard

„Ja, was hast du denn?“ — „Ich bin katholisch“. Und als hätte ich Angst, mich nicht klar genug ausgedrückt zu haben, füge ich hinzu: „apostolisch, römisch“. – „Du hast ja die Augen ganz aufgerissen.““ — „Gott existiert, und alles ist wahr.“

André Frossard

Auszüge: Gott existiert. Ich bin ihm begegnet

„Die Bekehrten sind lästig“, sagt Bernanos. Aus diesem und anderen Gründen habe ich lange gezögert, den vorliegenden Bericht zu schreiben. Es ist schwierig, von der eigenen Bekehrung zu sprechen, ohne von sich selbst zu sprechen, und noch schwieriger, von sich zu sprechen, ohne in eine gewisse Selbstgefälligkeit zu verfallen oder in das, was die Alten sehr treffend „Ironie“ nannten, eine versteckte Form, das Urteil der anderen in die Irre zu leiten, insofern man sich etwas schlechter macht, als die Wahrheit es fordert. Das hätte keine Bedeutung, wäre nicht das Zeugnis an den Zeugen gebunden, indem eins das andere trägt, so dass die Gefahr besteht, dass beide miteinander verworfen werden.

Dennoch bin ich schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass selbst ein unwürdiger Zeuge, der zufällig die Wahrheit über den Sachverhalt eines Prozesses weiß, die Verpflichtung hat, sie mitzuteilen. Er hofft dabei, dass sie um ihrer selbst willen das Gehör finden werde, das er auf Grund seines eigenen Wertes nicht erwarten kann.

Und nun ist der Fall eingetreten, dass ich — auf ganz seltsame Weise – die Wahrheit über die allerumstrittenste Causa und den ältesten aller Prozesse weiß: Gott existiert.
Ich bin ihm begegnet.

Ich bin ihm unvermutet begegnet – durch Zufall würde ich sagen, wenn bei einer Begebenheit solcher Art überhaupt der Zufall mi Spiele sein könnte – mit dem Staunen, das etwa ein Mensch empfinden würde, der in Paris bei einer Straßenbiegung statt des bekannten Platzes, der wohlvertrauten Kreuzung ein unendliches Meer vor sich ausgebreitet und Wellen die Häuser umspülen sähe.
Es war ein Augenblick der Verblüffung, der noch andauert. Ich habe mich niemals an die Existenz Gottes gewöhnt.

Um 17 Uhr 10 Minuten war ich auf der Suche nach einem Freund in eine kleine Kirche des Quartier latin eingetreten und verließ sie um 17 Uhr 15 Minuten im Besitz einer Freundschaft, die nicht von dieser Erde war.

Als ein Skeptiker und Atheist der äußersten Linken war ich eingetreten, und größer noch als mein Skeptizismus und mein Atheismus war meine Gleichgültigkeit gewesen: mich kümmerten andere Dinge als ein Gott, den zu leugnen mir nicht einmal in den Sinn kam, so sehr schien er mir längst nur mehr auf das Konto der menschlichen Angst und Unwissenheit zu gehören – ich ging wenige Minuten später hinaus als ein ,katholischer, apostolischer, römischer“ Christ, getragen und emporgehoben, immer von neuem ergriffen und fortgerissen von der Woge einer unerschöpflichen Freude.

Ich war zwanzig Jahre, als ich eintrat. Als ich hinausging, war ich ein zur Taufe bereites Kind, das mit weit aufgerissenen Augen die Welt betrachtet, den bewohnten Himmel, die Stadt, die nicht ahnte, dass sie ihre Fundamente in die Luft gebaut hatte, die Menschen im prallen Sonnenlicht, die ni der Dunkelheit zu gehen schienen, ohne den ungeheuern Riß zu sehen, der soeben den Vorhang dieser Welt geteilt hatte. Meine Gefühle, meine innere Welt, meine Gedankengebäude, in denen ich mich schon häuslich eingerichtet hatte, waren nicht mehr da, selbst meine Gewohnheiten waren verschwunden, mein Geschmack verwandelt.

Ich verhehle mir nicht, dass eine Bekehrung dieser Art durch ihre Unvermitteltheit etwas Schockierendes, ja Unglaubwürdiges für unsere Zeitgenossen an sich hat, die die Wege des Intellekts den mystischen Blitzen vorziehen und immer weniger das Eingreifen des Göttlichen in das tägliche Leben gelten lassen. Aber sosehr ich mich auch mit dem Geist meiner Zeit in Einklang zu setzen wünschte, so kann ich doch nicht die Stationen einer langsamen Entwicklung zeigen dort, wo ein jäher Umschwung stattgefunden hat, ich kann nicht die, sei es unmittelbaren, sei es weiter zurückliegenden psychologischen Ursachen dieses Umschwungs nennen, weil diese Ursachen nicht vorhanden sind. Es ist mir unmöglich, den Weg zu beschreiben, der mich zum Glauben geführt hat, weil ich mich auf einem ganz anderen Weg befand und an etwas ganz anderes dachte, als ich in eine Art Hinterhalt geriet. 

Dieses Buch erzählt nicht, wie ich zum katholischen Glauben kam, sondern, wie ich nicht dorthin ging und mich plötzlich dort befand. Es ist nicht die Darstellung einer geistigen Evolution, sondern die Mitteilung von einem unvermutet eingetretenen Ereignis, so etwas wie die Zeugenaussage über einen Unfall.

Wenn ich es für nötig halte, länger von meiner Kindheit zu sprechen, so wahrlich nicht, um mich mit meinem „Vorleben‘ interessant zu machen, sondern um eindeutig klarzustellen, dass nichts mich auf das, was mir geschehen ist, vorbereitet hat: auch die göttliche Liebe handelt frei. Und wenn ich nicht umhin kann, oft in der ersten Person zu sprechen, so deshalb, weil es für mich klar ist — ich wünschte, es gelänge mir, meine Leser ebenso davon zu überzeugen —, dass ich nicht die geringste Rolle bei meiner eigenen Bekehrung gespielt habe.

Aber es genügt nicht, das zu sagen, man muß es auch beweisen. Hier sind die Fakten. …

Es ist der 8. Juli. Ein herrlicher Sommertag. Vor mir öffnet sich, schnurgerade, im vollen Sonnenlicht die Rue d’Ulm bis zum Pantheon hin.
Wenn ich glaubte, dass es eine Wahrheit gebe, wären die Priester die letzten Menschen, die ich darum fragen würde, die Kirche, die ich nur aus einigen ihrer zeitlichen Fehler und Missstände kenne, der letzte Ort, wo ich sie suchen würde.

Mein Beruf hat nichts dazugetan, meinen Skeptizismus zu vermindern, aber viel um die Sorgen schwinden zu lassen, die meine entmutigende Jugend meinen Eltern bereitet hatte. Ich übe ihn zu jung und seit zu kurzer Zeit aus, als dass er mir die Enttäuschungen hatte bringen können, die im Menschen oft eine Leere, ein der Entfaltung des religiösen Bewußtseins günstiges Binsamkeitsgefühl erzeugen. Ich habe keine Sorgen…

Meine Gesundheit ist gut; ich bin glücklich, soweit man das sein oder wissen kann; der Abend kündigt sich angenehm an, und ich warte.
Ich empfinde auch keinerlei Neugierde die Religion betreffend, die einer anderen Epoche angehört.
Es ist 17 Uhr 10 Minuten. In zwei Minuten werde ich Christ sein.

Was man von der Kapelle oberhalb des Portals sehen konnte, war nicht gerade erhebend.…
Ich habe noch nie mit Bewusstsein eine Monstranz mit der Hostie darin gesehen, ich glaube auch nie eine Hostie, und ich weiß nicht, dass ich das Allerheiligste Altarsakrament vor mir habe. …

Zuallererst werden mir die Worte „geistliches Leben“ eingegeben.
Sie werden mir nicht gesagt, ich forme sie nicht selbst, ich höre sie, als würden sie neben mir mit leiser Stimme von einer Person gesprochen, die sieht, was ich noch nicht sehe.

Kaum hat die letzte Silbe dieses leisen Vorspiels die Schwelle meines Bewusstseins erreicht, da bricht von neuem die Lawine los. Ich sage nicht: der Himmel öffnet sich; er öffnet sich nicht, er stürzt auf mich zu, schießt plötzlich wie ein stummes Wetterleuchten aus der Kapelle empor, wo er — wie hätte ich es ahnen können? — auf geheimnisvolle Weise eingeschlossen war.

Wie soll ich’s schildern, mit diesen abgedankten Worten, die mir den Dienst versagen und mir die Gedanken abzuschneiden drohen, um sie in das Magazin der Einbildungen zu verweisen? Der Maler, dem es gegeben wäre, unbekannte Farben zu erschauen, womit sollte er sie malen? Es ist ein unzerstörbarer Kristall, von einer unendlichen Durchsichtigkeit, einer beinahe unerträglichen Helle (ein Grad mehr würde mich vernichten) einem eher blauen Licht, eine Welt, eine andere Welt, von einem Glanz und einer Dichte, dass unsere Welt vor ihr zu den verwehenden Schatten der nicht ausgeträumten Träume zurücksinkt.

Es ist die Wirklichkeit, es ist die Wahrheit, ich sehe sie vom dunklen Strand aus, wo ich noch festgehalten bin. Es ist eine Ordnung im Universum, und an ihrer Spitze, jenseits dieses funkelnden Nebelschleiers, ist die Evidenz Gottes, die Evidenz, die Gegenwart ist, die Evidenz, die Person ist, die Person dessen, den ich vor einer Sekunde noch geleugnet habe, den die Christen unseren Vater nennen und dessen milde Güte ich an mir erfahre, eine Milde, die keiner anderen gleicht, die nicht die manchmal mit diesem Namen bezeichnete passive Eigenschaft ist, sondern eine aktive, durchdringende, eine Milde, die alle Gewalt übertrifft, die fähig ist, den härtesten Stein zu zerbrechen und was härter ist als der Stein — das menschliche Herz.

Ihr überwältigender Einbruch ist begleitet von einer Freude, die nichts anderes ist als der Jubel des vom Tod Erretteten, des gerade noch zur rechten Zeit aufgefischten Schiffbrüchigen, mit dem Unterschied allerdings, dass mir erst in dem Augenblick, da ich dem Heil entgegen emporgerissen werde, zum Bewusstsein kommt, in welchem Schlamm ich, ohne es zu wissen, versunken war — und ich frage mich, der ich noch mit halbem Leibe darin gefangen bin, wie ich darin leben, darin atmen konnte.

Zugleich ist mir eine neue Familie geschenkt worden: die Kirche, deren Aufgabe es ist, mich dorthin zu führen, wohin ich gehen muss, denn so viel ist klar, dass trotz des gegenteiligen Scheins mir noch eine Strecke Wegs zurückzulegen bleibt, die nur aufgehoben werden könnte durch die Umkehrung der Schwerkraft.

Ale diese Empfindungen, die ich in die ohnmächtige Sprache der Gedanken und Bilder zu übertragen mich mühe, sind gleichzeitig, sind eine in der anderen eingeschlossen, und nach Jahren noch werde ich ihren Gehalt nicht ausgeschöpft haben. Alles ist beherrscht von der einen Gegenwart, der zugleich jenseitigen und in unser aller, der unübersehbaren Versammlung Mitte weilenden Gegenwart des Einen, dessen Namen ich nie mehr werde schreiben können, ohne dass mich die Sorge überfällt, seine Liebe zu verletzen, vor der ich stehe als ein Kind, dem das Glück zuteil geworden ist, Verzeihung zu finden, und das erwacht, um zu erfahren, dass alles Geschenk ist.

Draußen scheint noch immer die Sonne, ich bin ein fünfjähriges Kind, und diese Welt, vorher aus Stein und Asphalt, ist ein großer Garten, in dem es mir erlaubt ist zu spielen, solange es dem Himmel gefällt, mich darin zu lassen. Willemin, der neben mir geht und etwas Besonderes in meinem Gesichtsausdruck bemerkt zu haben scheint, sieht mich mit der Eindringlichkeit eines Diagnostikers an: „Ja, was hast du denn?“ — „Ich bin katholisch“, und als hätte ich Angst, mich nicht klar genug ausgedrückt zu haben, füge ich hinzu: „apostolisch, römisch“, damit mein Bekenntnis vollständig sei. „Du hast ja die Augen ganz aufgerissen.““ — „Gott existiert, und alles ist wahr.‘ — „Nein, wenn du dich sähest!“ Ich sah mich nicht. Ich war eine Eule am hellen Mittag, die zum ersten Mal in die Sonne schaut.

Fünf Minuten später erzählte ich auf der Terrasse eines Cafés auf der Place Saint-Andre-des-Arts alles meinem Freund, besser gesagt, was mir im Ringen mit dem Unausdrückbaren zu sagen gelang von dieser plötzlich vor mir ausgebreiteten Welt, dieser leuchtenden Wirklichkeit, die ganz still das Haus meiner Kindheit zum Einsturz gebracht und meine geistige Landschaft in Luft aufgelöst hat.

Das Wunder dauerte einen Monat. Jeden Morgen fand ich mit Entzücken dieses selbe Licht wieder, das den Tag verblassen ließ, dieses selbe Gefühl der milden Güte, das ich nie vergessen werde und das mein ganzes theologisches Wissen ausmacht. Die Notwendigkeit, meinen Aufenthalt auf diesem Planeten zu verlängern, wenn dieser ganze Himmel zum Greifen nahe war, leuchtete mir zwar nicht ganz ein, und ich anerkannte sie auch mehr aus Dankbarkeit denn aus Überzeugung.

Indessen verloren das Licht und die milde Güte jeden Tag ein wenig von ihrer Intensität. Schließlich verschwanden sie, ohne dass ich darum von neuem in der Einsamkeit zurückgeblieben wäre. Die Wahrheit sollte mir jetzt auf andere Weise geschenkt werden: ich sollte sie suchen, nachdem ich sie gefunden hatte. 

Ein Pater vom Orden vom Heiligen Geist übernahm es, mich auf die Taufe vorzubereiten, indem er mich in der Religion unterrichtete, von der ich, wie ich nicht noch einmal zu betonen brauche, nichts wusste. Was er mir von der christlichen Lehre sagte, erwartete und empfing ich mit Freuden. Die Lehre der Kirche war wahr bis zum letzten Beistrich, und ich nahm jede Zeile mit immer erneutem Beifall zur Kenntnis, so wie man einen Schuss ins Schwarze beklatscht. 

Nur etwas überraschte mich: die Eucharistie. Nicht dass sie mir unglaubhaft geschienen hätte, sondern dass die göttliche Liebe diesen einzigartigen Weg gefunden hatte, sich mitzuteilen, erregte mein höchstes Staunen, und vor allem dass sie zu diesem Zweck das Brot erwählt hatte, die Speise der Armen und die liebste Nahrung der Kinder. Von allen vor mich hingestreuten Gaben des Christentums war diese die schönste.