Franz von Assisi

Entschiedenheit beeindruckt

Franziskus ist – im guten Sinne – ein Radikaler. Die Freundschaft mit Gott wird sein vollständiger Lebensinhalt. Wie kein anderer Mensch möchte er Jesus nachfolgen. Dazu nimmt er das Evangelium wörtlich. Es lässt sich sicher umfangreich darüber diskutieren, ob das immer richtig ist. Franziskus war in diesem Punkt übereifrig. – Heute neigen viele Theologen in die andere Richtung. 

Franziskus macht sich vollständig abhängig von der Gegenwart und Vorsehung Gottes, die er in jedem Augenblick erwartet. Seine kompromisslose Armut bildet ein wichtiges Element dieser radikalen Nachfolge. Franziskus verabscheut jede Form von Macht. Sie verführt und leitet viele Menschen in die Irre. Diesen Fehler will er nicht machen.

Franziskus ist eines der beliebtesten Vorbilder im Glauben. Nicht, weil sein Weg für jeden Menschen heute den Weg weist. Aber, weil seine Konsequenz und Entschiedenheit beeindruckt.

Jeder Mensch muss seinen Weg der Nachfolge für sich bestimmen. Franz von Assisi ist in jedem Fall ein Mutmacher.

Kurzbeschreibung: Franz von Assisi (Franziskus)

Franziskus wurde ca. 1181 in Assisi (Italien) geboren. Sein Vater, der reiche Tuchhändler Pietro Bernadone, sorgte für eine gute Ausbildung seines Sohnes, der wegen seiner Liebenswürdigkeit und seines Frohsinns stets die Gleichaltrigen seiner Heimatstadt um sich scharte. 1202 nahm Franziskus am Krieg zwischen Assisi und Perugia teil und geriet in Gefangenschaft. Anschließend wurde er krank.

Diese Ereignisse erfüllten ihn mit einer inneren Unruhe, die seine bisherigen Werte in Frage stellten. Mit dem Wunsch, Ritter zu werden, brach er daraufhin nach Süditalien auf (1205). Aber bereits nach einer kurzen Strecke kehrte er nach Assisi zurück, nachdem ihm in einem Traum deutlich geworden war, dass der Ritterstand nicht der wahre und richtige Weg für ihn sei. Es folgte eine Zeit, in der er sich häufig zum Gebet zurückzog, um den Willen Gottes zu erfragen.

In dem verfallenen Kirchlein San Damiano vernahm er vom Kreuz eine Stimme, die ihm auftrug: „Franziskus, geh und stelle mein Haus wieder her, das – wie du siehst – ganz verfallen ist!“ Nun begriff er, dass Christus ihn in seinen ganz persönlichen Dienst stellen wollte. Seine Abkehr von den weltlichen Vorstellungen des Vaters führte zum Bruch des Tuchhändlers mit seinem Sohn: Im Beisein des Bischofs gab Franziskus die ganze Habe samt der Kleider, die er am Leib trug, seinem Vater zurück.

Mit einem Einsiedlerhabit bekleidet, reparierte er nun verfallene Kirchen in der Umgebung von Assisi. Schließlich wurde ihm deutlich, dass der Auftrag, den er vor dem Kreuz in San Damiano gehört hatte, im übertragenen Sinne zu verstehen ist. In der Porziuncolakapelle hörte er das Evangelium von der Aussendung der Zwölf (vgl. Mt 10,1-15). Die Aufforderung Jesu an die Jünger bezog er auf sich: Er legte den Wanderstab beiseite, zog seine Sandalen aus, tauschte den Ledergürtel (in dem damals üblicherweise das Geld aufbewahrt wurde) gegen einen Strick und durchstreifte von nun an predigend das Land.

Seine Lebensweise war so überzeugend und beispielhaft, dass sich ihm schon bald Gefährten anschlossen, mit denen er im Jahre 1209 nach Rom reiste, um sich seine Lebensform von Papst Innozenz III. bestätigen zu lassen.

Grundlegend für die Lebensführung des hl. Franziskus war seine Liebe zur Armut und seine Hinwendung zum Evangelium, durch dessen Befolgung er in beispielloser Weise Christus ähnlich geworden ist.

Sein Leben entwickelte sich vielschichtig. Die Sorge für seine Bruderschaft, die sprunghaft anwuchs und sich rasch ausbreitete, verlangte seine ganze Kraft. Die Porziuncolakapelle wurde der Ort, an dem er die Ordensmitglieder regelmäßig zu wichtigen Beratungen versammelte. Nachdem er die Ordensleitung einem Mitbruder übertragen hatte, gewann er den Freiraum, sich mehr der geistlichen Formung der Gemeinschaft zu widmen. Die endgültige Ordensregel ist in dieser Zeit entstanden (Bestätigung durch den Papst: 1223); sie gibt den Brüdern zwar auch praktische Anweisungen, vor allem aber ein Programm für die Lebensausrichtung nach dem Evangelium. Bezeichnend für die Haltung des Heiligen ist der Name, den er der Gemeinschaft gab: Ordo Fratrum Minorum, was gewöhnlich mit Minderbrüderorden übersetzt wird. Sein Festhalten an der radikalen Armut, die frei macht für die Nachfolge des armen Christus, brachte ihm leider die Gegnerschaft zahlreicher Mitbrüder ein.
Aus seiner Gottverbundenheit folgte seine Hinwendung zu allen Geschöpfen: Jede Kreatur nannte er Bruder oder Schwester, den Vögeln predigte er, und in seinem „Sonnengesang“ verband er in einzigartiger Weise die Schöpfung mit dem Lob Gottes.

Häufig zog er sich zum Gebet in die Einsamkeit zurück, so dass Thomas von Celano, der die erste Franziskusbiografie verfasste und den Heiligen persönlich gekannt hatte, über ihn schreiben konnte: „Er war nicht so sehr Beter, als vielmehr selbst Gebet geworden.“

Als solcher empfing Franziskus 1224 auf dem Berg La Verna (Toskana) die Wundmale Christi, die er bis zu seinem Tod an seinen Händen, Füßen und seiner Seite behielt. Er starb 1226 neben der Portiunkula-Kapelle und wurde zunächst in der kleinen Kirche San Giorgio in Assisi beigesetzt. 1230 erfolgte die Übertragung seiner Gebeine in die teilweise bereits fertig gestellte Basilika San Francesco.

 

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