Berührungen

Der Evangelist Markus berichtet bereits im ersten Kapitel von der Berufung der ersten Jünger: „Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.“

Was ist da passiert? Jesus hat diese Menschen nicht hypnotisiert, sondern nur angesprochen. Diese Männer verlassen spontan alles, weil sie Jesus in einer einzigen Begegnung überzeugt hat.

Wenige Zeilen später wird berichtet: „Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus.“ Jesus mobilisiert binnen kürzester Zeit eine ganze Stadt!

Noch im ersten Kapitel berichtet Markus, wie schwer es für Gott ist, Menschen heilend zu berühren, ohne neue Probleme zu schaffen: „Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat… Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war.“

Machen wir es heute besser?

Oder erzählen wir auch wahllos von Begegnungen mit Gott, die ganz persönlich gemeint waren und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt?

„Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, aßen viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern; denn es folgten ihm schon viele. Als die Schriftgelehrten, die zur Partei der Pharisäer gehörten, sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“

Ist es heute nicht ähnlich? Wie wird gegenwärtig über Menschen geredet, die ihr Leben aufgrund einer Berührung mit Gott ändern? Finden sie Anerkennung? Oder redet man schlecht über sie, damit man selbst nicht nachdenken muss, ob ein solches Ereignis auch eine Bedeutung für das eigene Leben haben könnte? Jedenfalls tut sich Jesus nicht mit den Etablierten und Mächtigen zusammen, die sich selbst für gerecht halten. Vielmehr sind es Menschen, die ihre Fehler und Schwächen kennen und nicht verdrängen, sondern aufrichtig dazu stehen. Menschen mit Verwundungen und Lebensbrüchen haben es offenbar leichter, Jesus zu begegnen und nachzufolgen, als diejenigen, die total von sich selbst Überzeugt sind.

Diesen Eindruck bestätigt der folgende Satz: „Denn er heilte viele, sodass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren“ (Mk 3,10).

Spürst Du auch ein Leiden? Dann habe keine Scheu, Dich an Jesus heranzudrängen. Vielleicht schafft Du dies auch, ohne dass ein Leiden Dich quält. Nur, weil Jesus Dich anzieht.