Zwei Wege
Was ist richtig oder falsch?
Was ist richtig oder falsch? Oft fühlen wir uns hilflos, zu entscheiden. Grundsätzlich gilt: Der Mensch kann freie Entscheidungen treffen. Das gilt zumindest für Gewissensfragen. Adam und Eva hatten die Wahl. Sie haben sich für die Grenzüberschreitung entschieden. Ursache war eine Versuchung. Dabei wurden zunächst Zweifel gestreut. Im Raume stand die Frage: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft nicht…?“ Dann gab es eine Versprechung: „Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf. Ihr werdet (sein) wie Gott…“ Außerdem wirkte die Versuchung emotional: „Da sah die Frau, dass es köstlich wäre…“
Jeder Mensch kennt vergleichbare Situationen. Dieses Spannungsfeld, ja unseren inneren Zwiespalt beschreibt auch Paulus: „Ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse“ (Röm 7,14).
Worin besteht der Ausweg? Die Frage, was erlaubt oder nicht erlaubt ist, wurde auch Jesus gestellt. Im Judentum kam es besonders darauf an, Regeln einzuhalten, zum Beispiel Reinheitsvorschriften zu beachten. Für Jesus sind das Äußerlichkeiten. Deshalb rief er die Leute zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein (Mk 7, 14-15). Als es noch Unklarheit und Nachfragen gibt, sagt er: „Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.“
Es kommt also auf eine Hygiene des Herzens an. Machst Du mit?
Versuchung und Hygiene des Herzens
Worauf kommt es beim Christsein an? Viele meinen, ein Christ müsse Gutes tun. Das ist richtig. Als Jesus gefragt wird, welches Gebot das wichtigste sei, antwortete er: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.“
Das erste Gebot, Gott zu lieben mit ganzem Herzen, wird gegenwärtig weniger betont, steht allerdings an erster Stelle. Ein Widerspruch, der momentan allgemein ignoriert wird.
Jesus hat die Menschen ein einziges Gebet gelehrt, das Vater Unser. Darin ist ist mehrfach von Schuld, von Versuchung und Erlösung die Rede. Der Hygiene des Herzens kommt also ebenfalls eine große Bedeutung zu. Versuchungen erlebt der Mensch, der darauf achtet, wahrscheinlich täglich. Auch das Versagen, also die Fehlentscheidung, gehört dazu. Deshalb gehören die Bitte um Bewahrung vor Versuchung und die Bereitschaft zur Vergebung von Schuld zum „Vater Unser“ dazu. Gott fordert uns auf, dazu bereit zu sein. Er trägt seinen Teil dazu bei. Jesus hat uns die Erlösung gebracht. Wir müssen aber dazu unseren Anteil beitragen, damit sie in unserem Leben wirksam wird.
Nachdem Adam und Eva das einzige Gebot, das ihnen gegeben worden war, übertreten hatten, fürchteten sie Gottes Gegenwart. Wenn Du wissen möchtest, ob Du mit Gott versöhnt bist, dann frage Dich, ob Du Dich über Gottes Gegenwart freust oder nicht. Gehst Du ihm aus dem Weg oder suchst Du seine Nähe? – Ich verrate Dir: Menschen, die seine Nähe suchen, erleben auch die Freude seiner Gegenwart!
Viele Glaubeszeugen können es berichten.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“
Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! “
Ein Herz aus Stein? Oder ein neuer Mensch?
„Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch.“ Das sagt der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes zum Volk.
Diese Aussage bleibt aktuell. Sie wird in ihrem Kern ständig im Wort und Verhalten Jesu aufgegriffen und erneuert. Ein Zöllner interessiert sich für Jesus, klettert auf einen Baum, Jesus entdeckt ihn, spricht ihn an und lädt sich bei ihm zum Essen ein. Der Zöllner geht darauf ein, es kommt tatsächlich zur Begegnung, und der Zöllner erlebt einen Blickwechsel: Er erkennt das Unrecht, das er vielen Menschen angetan hat und zeigt Reue; er sagt zu, das unrecht Erworbene zurückzugeben.
Im Gleichnis vom barmherzigen Vater lebt der verlorene Sohn zunächst in Saus und Braus, bis eine Hungersnot ihn zum Nachdenken bringt. Er kehrt heim und wird von seinem Vater herzlich empfangen.
Das Neue Testament (und die Kirchengeschichte) kennt viele Beispiele, wie Menschen ihre Sichtweise ändern; sie verlassen den bisherigen Blick, der allein von ihrem Ego bestimmt war, und lassen sich darauf ein, das Leben aus einer anderen Perspektive zu verstehen.
Die Heilige Schrift beschreibt viele Situationen, in denen Menschen einem solchen Perspektivwechsel sehr nahe sind. Nicht allen Protagonisten gelingt dies, obwohl sie nahe dran sind. Beispiel: Zehn Kranke werden von Jesus geheilt, aber nur einer kehrt zurück, um sich zu bedanken.
Paulus, der die Situation auf dem Weg nach Damaskus sehr intensiv erlebt, spricht in seinen Briefen von einer Neugeburt, von der Versöhnung mit Gott. Das Neue Testament beschreibt die Situation des Blick- und Perspektivwechsels oft und vielfältig; es lässt bei vielen Personen aber das Geschehen im Verborgenen; es darf ein Geheimnis bleiben. Gemeinsam ist die Konsequenz: Die Betroffenen ändern ihre Sichtweise und damit ihr Handeln. Sie zeigen Umkehr und machen sich auf einen neuen Weg der
Lebensgestaltung. Der Vollzug der Wiedergeburt bleibt ganz persönlich, entscheidend ist die objektiv wahrnehmbare Konsequenz: der Beginn eines neuen Weges!
Jesus sagt: „Ich bin der Weg …“ Die entscheidende Frage lautet: Bist Du auf dem Weg mit Jesus?
Wenn Du nicht sicher bist, ob dieser Perspektivwechsel bereits stattgefunden hat, lautet die entscheidende Frage: Bist Du dazu bereit? Denke daran: Es ist wie bei einem Pilgerweg. Du kennst den Zeitpunkt, wann er beginnt. Du gehst ihn Schritt für Schritt. Du kannst nicht alles überblicken, was Dir begegnen wird. Aber Du bist entschlossen, Dich aufzumachen. Und Du weißt, dass Du Dich ausrüsten musst: Du kannst nicht alles mitnehmen, was bisher zu Deinem Alltag gehört.
Gott bietet uns seinen Bund an
Gott ist bereit, einen ewigen Bund zu schließen. Er ist treu und hält, was er verspricht. Dieser Bund, der bereits Abraham und Mose angeboten wird, ist mit Jesus ein universaler Bund, also der neue Bund, der über die zwölf Stämme Israels hinausgeht. Dafür wird er einen Zeugen senden für alle Völker, nämlich seinen eigenen und einzigen Sohn!
Gott ist Geheimnis, teilt sich aber den Menschen mit. Er ist ein sich offenbarender Gott. Bereits der Prophet Jesaja forderte auf: „Sucht den Herrn, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah!“
Auch uns ruft der Herr dazu auf, ihn von Herzen zu suchen – es meint nicht einfach die Suche nach etwas Verlorenem oder noch nicht Existentem. Es ist vielmehr ein Aufsuchen, eine Sehnsucht und ein Wunsch nach ihm. Es ist das, was Augustinus sein Leben lang getan hat, bis er in der Kirche angekommen ist mit den Worten: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, oh Gott.“ Auch wir Christen sollen Gott in allem suchen und unser Verhalten danach ausrichten, ihm den ersten Platz in unserem Leben zu geben. Die Gottesliebe sowie die Nächstenliebe sollen den Antrieb des Menschen darstellen.
Reue und Umkehr sind Voraussetzungen für das Wirken der Barmherzigkeit Gottes in unserem Leben! Wir können nicht davon ausgehen, dass Gott uns schon die Sünden vergibt und beide Augen zudrückt, weil er ja die unendliche Liebe ist. Das wäre ein Missbrauch der Barmherzigkeit Gottes. Gottes Vergebungsbereitschaft ist unendlich, aber wenn wir ihr Schranken setzen, kann er nichts tun. Zu sehr ist ihm unser freier Wille heilig. Und die Barmherzigkeit Gottes muss aktiv angenommen werden durch das Bitten um Vergebung, durch Reue und Umkehr.
Dr. Margarete Strauss
Gebet der Hingabe
Mein Vater,
ich überlasse mich dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit,
alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.
In deine Hände lege ich meine Seele;
ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen, ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.
Charles de Foucauld
Vom Herz aus Stein zum Herz aus Fleisch
Wenn Du Dich Gott anvertraust, dann geschieht etwas. Du sprichst mit Gott, Du orientierst Dich in Deinem Handeln an seinem Willen und überlässt ihm die Herrschaft über Dein Leben. Das befreit Dich und macht Dich glücklich! Du wirst eine nie gekannte Lebensfreude empfinden. Die Lebensumstände fügen sich zum Guten. Du spürst, wie Seine unsichtbare Hand Dich begleitet. Morgens betest Du: „Guter Gott, komm Du mir mit Deiner Gnade zuvor“, und Du erlebst es. Gott ist Dir einen Schritt voraus. Du suchst eine Wohnung, die es am bevorzugten Ort nicht gibt. Und Du findest sie. Du suchst einen Lebenspartner mit Eigenschaften, die Du noch bei keiner Person entdeckt hast. Und Du findest diese Person. Du suchst eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle und – welcher Zufall – sie wird Dir geschenkt. Du stösst zufällig auf einen Menschen, und eine tiefe Freundschaft beginnt. Alles Zufall? Oder geschenkte Wirklichkeit, ausgehend von einer höheren Macht, mit der Du Dich befreundet (und verbündet) hast.
Du wirst es erleben. Zu dieser Freundschaft mit Gott gehört auch, dass Du Dich selbst besser kennenlernst. Gott weist Dich auf Eigenschaften und Verhaltensweisen hin, die Dir bisher nicht aufgefallen sind. Das funktioniert natürlich nur, wenn Du Dir Zeit zur Besinnung, zum Dialog mit Gott nimmst. Manchmal zwingen Dich auch Alltagssituationen und Lebensumstände zum Innehalten und zur Besinnung. Du kannst sie als Aufforderung verstehen, Dich Gott zuzuwenden und ihn um Antwort und Verständnis zu bitten. Du kannst sie auch ignorieren oder Gott anklagen. Du siehst dann, wie sich Deine Freundschaft mit Gott entwickelt hat. Es wird Zeit, sich an einen Seelsorger zu wenden.
Meine nicht, die Freundschaft mit Gott bestehe ausschließlich aus der Verwöhnsituation, die Du kennengelernt hast. Der Geist Gottes möchte an Dir arbeiten und Dich verändern. Er möchte Dein Herz aus Stein herausreißen und es in ein Herz aus Fleisch verwandeln. Du erkennst, dass Du Dir selbst oder anderen Menschen geschadet hast. Dass Dein Verhalten zerstörerisch war.
Du kannst vor Gott treten und ihn (und uU die beteiligten Menschen) um Verzeihung bitten. Das ist ein Schritt, der Mut verlangt. Aber er kann sich als sehr heilsam erweisen. Beziehungen, die gestört wurden, können heilen.Vor allem kommt Deine Beziehung zu Gott wieder in Ordnung.
Das Alte (Erste) Testament, also die hebräische Bibel, beschreibt ständig das Auf und Ab des Menschen in seiner Beziehung zu Gott. Ein Beispiel: Das Volk Israel, das von Gott aus der Sklaverei in Ägypten befreit wurde und ständig Gottes Fürsorge erlebt (Schutz vor den Verfolgern, Speise und Wasser in der Wüste) fängt an, zu murren und sich eigene Götzen zu bauen. Entsprechend verzögert sich die Ankunft in dem Land, in dem Milch und Honig fließen. Das Volk muss zunächst durch eine entsprechende Lebensschule gehen. Das Neue Testament beschreibt ebenfalls, wie sich die frühen Christen ständig in der Konfrontation mit ihrer Umgebung befinden – entweder, weil sie sich abheben vom Zeitgeist oder gerade, weil sie gemeinsame Sache machen mit üblichen Verhaltensweisen und dabei ihre vorrangige Orientierung an Gottes Willen aufgeben.
Diese Herausforderung erlebt jeder Mensch, der Jesus nachfolgt. ER ist der WEG, die WAHRHEIT und das LEBEN.
Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch.
Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld
und es reut ihn das Unheil.
Nichts verwirre Dich,
nichts erschrecke Dich, alles vergeht.
Gott ändert sich nicht.
Die Geduld erreicht alles.
Wer sich an Gott hält,
dem fehlt nichts.
... Es gibt viele gläubige Katholiken, die nur eine bedingte Veränderungsbereitschaft besitzen ...
Sie verbleiben mit gutem Gewissen in ihrer Selbstbehauptung, sie fühlen sich zum Beispiel nicht verpflichtet zur Feindesliebe, sie erlauben ihrem Hochmut, sich in gewissen Grenzen zu entfalten ... Sie wollen nicht als „Toren Christi” gelten - sie räumen der Menschenfurcht in gewissen Grenzen ein Recht ein, sie wollen auch in den Augen der Welt bestehen können. ... Sie halten an vielen Konventionen fest und tragen kein Bedenken, sich innerhalb eines gewissen Rahmens „gehen zu lassen" ...